Sicherlich haben Sie sich schon des Öfteren gewünscht, bewusster und aktiver zu leben und Vorsätze tatsächlich in die Tat umzusetzen. Womöglich haben Sie sich auch immer wieder gefragt, warum es so schwierig ist, Disziplin und Willensstärke zu entwickeln und endlich einmal konsequent zu sein…
Manchmal haben wir Phasen, in denen uns vieles gelingt und wir eine echte Dynamik entwickeln. Dann wiederum fällt es uns außerordentlich schwer, auch nur kleine Entschlüsse zu fassen, die richtigen Entscheidungen zu fällen oder unsere Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. All das ist jedem vertraut, und Zyklen gehören zum Leben wie Tag und Nacht, Sommer und Winter, Leben und Tod. Trotz allem Auf und Ab gibt es die Möglichkeit, – wenn man will – langsam und sicher zu einer Gelassenheit und aktiven Ruhe sowie zu einer bewussten Lebensgestaltung zu gelangen. Wir müssen einfach den Alltag als Übungsfeld betrachten.
Unser Leben besteht aus einer Kette von Alltagen, und diese Kette wird umso kostbarer, je wertvoller und ausgearbeiteter die einzelnen Perlen sind. Wir machen oft den Fehler, nur unseren Urlaub oder die besonderen Anlässe des Lebens als wichtig zu betrachten. Das ist schade, denn so entgeht uns der größte Teil unserer Existenz. Der Alltag mit seinem stets wiederkehrenden Rhythmus stellt eine ganz besondere Forderung an uns: nicht mechanisch zu werden, nicht abzustumpfen und nicht unbewusst zu werden. So sagt ein schöner Spruch:
Und dies gelingt uns vielleicht, indem wir den Alltag als Spiel betrachten, als Sport, als Experimentierfeld. Wir Menschen sind dann glücklich, wenn wir bewusst Verantwortung übernehmen – einerseits für uns selbst, andererseits für unsere Mitwelt. Wir können aktiv an uns selbst arbeiten, um glücklicher zu leben und beziehungsfähiger zu werden. Bevor wir den Alltag erfüllter gestalten können, müssen wir uns klarmachen, wie wir ihn verändern wollen. Was bedeutet „erfüllt“ leben? Welche Visionen und Ziele habe ich? Sind die Träume und Sehnsüchte, die jeder Mensch in seiner Jugend spürt, wirklich nur idealistische und unrealistische Seifenblasen? Sind wir nicht einfach nur bequem und träge geworden, anstatt weise und gelassen?
Sicherlich hilft Ihnen die folgende Übung, Ihre Lebensziele zu erkennen. Sie ist aus Steven Coveys Managerbuch „Die sieben Wege zur Effektivität“ entnommen.
Suchen Sie sich für die Übung einen Platz, an dem sie völlig ungestört sind, vielleicht in der Natur, und sorgen Sie dafür, dass sie mindestens 1/2 bis 1 Stunde Zeit haben. Verbannen Sie aus ihrem Kopf alles, was Sie ablenken könnte. Sie brauchen jetzt Zeit für sich selbst, für Ihr Leben.
„Vor ihrem inneren Auge sehen Sie nun, wie Sie sich zur Beerdigung eines geliebten Menschen begeben. Sie fahren mit dem Auto zur Friedhofskapelle, parken und steigen aus. Sie betreten das Gebäude und bemerken die Blumen und die sanfte Orgelmusik. Sie sehen die Gesichter von Freunden und Angehörigen. Sie spüren die gemeinsame Trauer über den Verlust. Aber die Herzen der Anwesenden strahlen auch Freude darüber aus, dass sie diesen Menschen gekannt haben. Als Sie nach vorne gehen und in den offenen Sarg blicken, sehen Sie plötzlich sich selbst da liegen. Das hier ist Ihre Beerdigung, die in drei Jahren stattfinden wird. All diese Menschen sind gekommen, um Ihnen die letzte Ehre zu erweisen, Ihnen Liebe und Anerkennung für Ihr Leben auszusprechen.
Sie suchen sich einen Platz und warten auf den Beginn der Feier. Ein Programm sagt Ihnen, dass es vier Redner geben wird. Der erste ist jemand aus Ihrer Familie, der engen und auch der weiteren – Kinder, Brüder, Schwestern, Nichten Neffen, Tanten, Onkel, Kusinen, Vettern und Großeltern, die aus dem ganzen Land angereist sind, um dabei zu sein. Der zweite Sprecher ist einer Ihrer Freunde, jemand, der einen Eindruck davon vermitteln kann, wie Sie als Person waren. Der dritte Sprecher stammt aus Ihrer Berufswelt. Und der vierte kommt aus einer Organisation, z.B. dem Verein, bei dem Sie sich engagiert haben.
Nun denken Sie gründlich nach. Was würden Sie von jedem der Redner gern über sich und Ihr Leben hören? Welche Art von Ehepartner, Vater oder Mutter sollen die Worte beschreiben? Welche Art von Sohn, Tochter, Vetter oder Kusine? Welche Art von Freund? Welche Art von Kollege?
Welchen Charakter sollen die Reden beschreiben? An welche Beiträge und Leistungen sollen sie erinnern? Schauen sie sich die Anwesenden sorgfältig an. Was hätten Sie gern zu deren Leben beigetragen?“
Notieren Sie jetzt Ihre Eindrücke und Vorstellungen. Lassen Sie sich Zeit. Verlangen Sie nicht von sich, jetzt alles zu wissen. Vielleicht machen Sie sich ja zum ersten Mal solche Gedanken. Vielleicht müssen Sie auch ein paar Tage darüber nachdenken. Sie haben Zeit. Es geht um Ihr Leben, darum, dass Sie am Ende nicht glauben, Wesentliches versäumt zu haben. Es geht darum, dass Sie später nicht das Gefühl haben, gelebt worden zu sein. Oder dass die Weichen in Ihrem Leben von außen gestellt wurden.
Wichtig ist, dass wir mit unseren echten Lebenszielen immer in Kontakt bleiben und unser Leben mit seinen Entscheidungen und verschiedenen Möglichkeiten immer wieder hinterfragen.
Einige anregende und lebensphilosophische Stunden wünscht Ihnen
Ihre Gudrun Gutdeutsch (Autorin) und Treffpunkt Philosophie Zürich
TIPP: In unsere Kursen und Veranstaltungen gibt es immer praktische Lebenstipps und Anregungen, um bewusst jeden Tag zu gestalten. In den Ausgaben der Zeitschrift „Abenteuer Philosophie“ finden Sie verschiedene Ideen für Übungen, Ratschläge usw., die helfen den Alltag tiefer und vielleicht auch „sinnvoller“ zu gestalten. Viel Spass!
Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen
Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.