Endlich schlafen! Aber nur 6 Stunden – das soll laut Platon genügen!? Es mag uns wenig erscheinen, doch wir müssen bedenken, dass der „Platonische Tag“ ganz anders gestaltet wäre als der Alltag, den wir gewohnt sind.
Abgesehen von den äußeren Bedingungen, die uns sehr viel Kraft kosten (Großstädte mit schlechter Luft, Klimaanlagen, künstliche Beleuchtung, …), haben wir möglicherweise neun bis zehn Stunden gearbeitet – bei Platon wären es ja nur sechs. Auch haben wir bei unserer oft einseitigen, eintönigen und als sinnlos empfundenen Arbeit sehr viel Energie verbraucht. Des weiteren kommen wir vielleicht nicht dazu, uns gesund und ausgewogen zu ernähren und langsam zu essen. Außerdem hatten wir sicherlich zu wenig Bewegung – im antiken Griechenland hingegen war tägliche körperliche Ertüchtigung im Gymnasium durchaus üblich. Der wohl größte Unterschied liegt im spirituellen und geistigen Bereich. Ein Grieche (Ähnliches gilt auch für die Römer, Ägypter, Tibeter, Mayas, einen Europäer im Mittelalter usw.) hat im Laufe eines Tages mindestens eine religiöse Handlung vollzogen, z. B. ein Opfer am Hausaltar dargebracht und Gebete gesprochen, oft auch einen Tempel besucht. Seine Entspannung suchte er nicht vor dem Fernseher, der zerstreut und Energie kostet und nicht erhebt oder zentriert. Viel eher war er vielleicht zu einem Gastmahl geladen und hatte interessante Gespräche, wobei sicher auch oft der Aspekt der Geselligkeit und des Weingenusses im Vordergrund stand. Womöglich hat er auch ein öffentliches Bad aufgesucht, sich unterhalten und eine Massage genossen – alles Dinge, die regelmäßig der Gesundheitspflege und Energiegewinnung dienten. Wie auch immer – soziale Kontakte erlebte man „live“ und nicht im Internet oder als Voyeur vor dem Fernseher …
Nach solch einem so ganz anders gestalteten Tag genügen wohl sechs Stunden Schlaf, denn auch heute gibt es ja viele Leute, die oft weniger schlafen. „Richtig schlafen“ ist sehr wesentlich, einerseits um die größtmögliche Erholung zu gewährleisten und andererseits, um die nächtliche Reise der Seele zu ermöglichen, die durch Träume in Kontakt mit den höheren Welten tritt.
Auch hier sind uns die alten Griechen ein großes Vorbild, denn ihnen war der Schlaf heilig. Der Gott des Schlafes, „Hypnos“, war der kleine Bruder des „Thanatos“ – des Gottes des Todes. Und esoterischen Lehren können wir entnehmen, dass die Seele sich während eines guten und tiefen Schlafes vom Körper löst und in höheren geistigen Welten hellwach ist. Sie tut also im Kleinen schon das, was nach dem Tod geschieht. Die Seele und die Psyche brauchen den Schlaf nicht, um sich auszuruhen, sondern um ihre spezifische Tätigkeit – endlich vom Körper befreit – in Ruhe ausüben zu können und so das psychische Gleichgewicht wieder herzustellen.
In Epidaurus, dem größten Zentrum des Heilgottes Asklepios, schliefen Kranke vor dem Allerheiligsten (auf der kline = Bett, daher unser Wort „Klinik“) und erlebten dort einen vom Gott geschickten Traum. Die Priesterärzte deuteten diesen Traum und fanden so die richtige Heilungsmethode. Dies geschah im Rahmen eines längeren Kuraufenthaltes, bei der auch die wunderschöne Umgebung und die dortigen Quellen ihre wohltuende Wirkung entfalteten und die Seele sich durch die Schauspiele, die im bis heute am besten erhaltenen Freilufttheater aufgeführt werden, erheben konnte.
Träume spielten zu allen Zeiten und in allen Kulturen eine große Rolle – als natürliches Orakel und zur Prophetie. Im Alten Testament sind Träume ein Weg der Verständigung zwischen Gott und den Menschen und auch aus dem Alten Ägypten gibt es Aufzeichnungen über Traumdeutungen. Ebenso haben die modernen Psychologen die Wichtigkeit des Traumes erkannt. Freud bezeichnete den Traum als „Via regia“ (= Königsweg) zum Unbewussten, C. G. Jung arbeitete intensiv mit Träumen und Traumserien und empfing oft Antworten auf wesentliche therapeutische Fragen einerseits und tiefe Erkenntnisse für sein psychologisches Weltbild andererseits. Der Schlaf und der Traum sind also ganz natürliche und jedem Menschen gegebene Möglichkeiten, „ultrapsychologische Bewusstseinszustände“ zu erleben und Zugang zu den inneren Tiefen oder Höhen und zur Zukunft zu bekommen. Um den eigenen Schlaf auch in dieser Hinsicht gestalten zu können, einige Tipps und Anregungen.
… um nach dem Aufstehen mit Energie und Kraft einen neuen Tag voller Abenteuer beginnen zu können!
Wir wünschen Ihnen einen Guten Morgen,
Ihre Gudrun Gutdeutsch (Autorin) und Trepffunkt Philosophie Zürich
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